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Schön, dass wir’s zerredet haben

Blah Blah Blah
Gerede

Eine junge Frau arbeitet als Praktikantin in einer Kita. Eine Mutter, deren Kind dort betreut wird und die im gleichen Haus wohnt wie die junge Frau, erfährt dies und informiert die Leitung darüber, dass die junge Frau täglich wechselnde Besuche, teilweise mehrere Personen gleichzeitig, in ihrer nicht allzu großen Zwei-Zimmer-Wohnung hat.

Ein fiktiver Fall. Beamen wir diesen Fall in eine Diskussionsgruppe1. Direkt geht eine heiße Debatte los, wo die Leute, die immer wieder behaupten, man müsse „mit dem Virus leben“, Kritik am Fehlverhalten des jungen Mannes mit spannenden Vergleichen überziehen: Diktatur, Totalitarismus, Stasi, Lager, Erschießungen. Es kommt immer von irgendwo ein noch absurderer Vergleich her. 🥳

Die Annahme, die Information an die Kitaleitung wäre gleichbedeutend mit der Forderung nach einer Bespitzelung oder verpflichtenden Durchleuchtung des Privatlebens aller Beschäftigten, ist eine sehr unsubtile2 Übertreibung. Etwas ist aufgefallen und ein Arbeitgeber wird darüber informiert. Es handelt sich bei der Kindertagesbetreuung um einen vulnerablen Bereich. Jemand, der die Kontaktbeschränkungen nicht einhält, nimmt Infektionen in Kauf3. Die Leitung einer Kita hat hingegen Verantwortung für die betreuten Kinder und die Mitarbeitenden, die geschützt werden müssen.

Wir haben eine Pandemie mit einem gefährlichen Virus. Damit einher geht die Verantwortung eines jeden, zur Senkung der Übertragungen beizutragen. Verhalten, das auffällt darf und sollte angesprochen werden. Das gilt gerade in Bereichen, wo man Verantwortung für andere Personen übernimmt. Kleinreden von inakzeptablem Verhalten hingegen hilft nicht weiter.

Jede in die Grundregeln des Infektionsschutzes einsichtsfähige Person ist verpflichtet, sich so zu verhalten, dass sie sich und andere keinen vermeidbaren Infektionsgefahren aussetzt.

§1 Abs. 2 CoronaSchutzVO

Das ist eigentlich ganz einleuchtend, oder? Aber es gibt offenbar noch so viele Dinge, die als hinzunehmende Ausnahmen bezeichnet werden können:

  • Übertragungsrisiko durch Fehlverhalten? Ach was, Privatsphäre.
  • Übertragungsrisiko in offenen Schulen und Kitas sowie gemischter OGS? Ach was, Kinder treiben die Pandemie nicht.4
  • Übertragungsrisiko durch infektiösere Mutanten? Ach was, britische Viren verhalten sich in Deutschland völlig anders.5
  • Infektionsrisiko im Spitzensport? Ach was, Bayern München soll der Welt mal zeigen, wie gut Deutschland ist.

Wenn man das aber kritisiert, will man die Leute ja quasi einsperren oder erschießen. Das ist die Welt, in der sich Jana aus Kassel fühlt wie Sophie Scholl. Und als Beweis schiebt man dann auch Kampfbegriffe aus der Ecke der Verharmloser6 hinterher. Darauf einen Gruß aus den angeblich autoritären Diktaturen, die konsequent gegen Covid-19 vorgehen:

Aufgrund der aktuellen Inzidenzlage müssen wir viel mehr tun, um das unvermeidliche Ansteigen der ansteckenderen Virusmutante B1.1.7 zu verhindern oder wenigstens abzudämpfen. Jede Nachlässigkeit wird zu Ansteckungen führen. Und dazu zählt eben auch, wenn man einfach ignoriert, wenn sich andere Personen gefährlich verhalten. Ansprache hilft, Kleinreden nicht. Viel erfreulicher sind daher zwei drei Meldungen zu NoCovid:

Logo von yestonocovid.eu
  • Kölns OB Hannelore Reker will #NoCovid lokal umsetzen.
  • Im NDR-Podcast „Die Idee“ erklärt einer der Urheber des NoCovid-Konzepts, wie dieses zustande kam, warum es notwendig ist und wie es uns helfen kann, die Pandemie zu eliminieren.

Fußnoten:

  1. Facebook, Twitter, Telegram, WhatsApp, $WASAUCHIMMER – ihr kennt das.[]
  2. Der Begriff „blödsinnig“ wäre nicht unpassend.[]
  3. nicht notwendigerweise, aber möglicherweise mutwillig[]
  4. Wir ALLE sind Treiber der Pandemie, wenn wir die Kontakte nicht minimieren, da wir ALLE immunologisch naiv sind. Funfact: Kinder sind Teil von ALLE.[]
  5. Sie sorgen dann auch nicht schon nach wenigen Minuten für Ansteckung, denn Kanada ist weit weg.[]
  6. Stöhr, Streeck, Bhakdi, Wodarg, Schrappe – alle keine Minute Sendezeit wert und doch ständig Gäste in Labershows. Dabei passen sie viel besser in Telegram-Kanäle.[]
  1. Pingback: Epidemisches Vorbeireden – Die Sockenseite

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