Shazam
Shazam

In einer Zeit, wo manche Menschen die Frage, wie oft am Tag sie online gingen, nicht verstehen, weil sie 24/7 im Netz sind, kommt es vielleicht einigen Entwicklern so vor, als gäbe es keine Offline-Welt. Wir schleppen schließlich trotz rückstandsloser Überwachung durch Geheimdienste unsere Smartphones und Tablets ständig mit uns mit. Und selbst im digitalen Drittweltstaat Deutschland kommt – u.a. dank der aktiven Freifunk-Bewegung – sogar öffentliches WLAN sogar in Leverkusen in Reichweite.

Und was treiben wir online so? Shazam hat zum Beispiel die Musikwelt revolutioniert. Früher wurden ständig DJs genervt und Hotlines angerufen. Es gab sogar eine eigene Newsgroup für diesen Zweck, für die ich Anfang der Nuller mal eine FAQ geschrieben und betreut habe. Heute startet man eine App und kennt das Lied.

Das ist nicht nur für Radio- und Streamhörer praktisch, weil man sich dann nicht mehr an die jeweiligen Stationen wenden muss, um nach deren GEMA-Listen zu fragen. Für den geneigten Clubgänger, der sich die gehörte Musik gerne auch zu Hause geben möchte, ist das mitunter sogar essentiell. Nicht jeder Club hat einen netten Service wie das Shadow in Leverkusen, wo Titel und Interpret des aktuellen Songs auf Bildschirmen angezeigt werden. Viele dieser Clubs befinden sich aber in Kellern oder vergleichbar gut zubetonierten Lagen, wo der Netzempfang auch einfach mal wegbricht. Auch hier wäre das Shadow wieder lobend zu erwähnen, weil es dort seit vergangener Woche Freifunk gibt.

Bislang half Shazam mir auch dann weiter, wenn das Netz weg war. Es speicherte die Musikfetzen, genannt „Tags“, einfach für später und verglich sie dann auf Abruf bei vorhandenem Netz mit seinen Servern:

Auch ohne Internetverbindung mit Shazam taggen; sobald du wieder eine Verbindung hast, wird Shazam die Zuordnung vornehmen und das Ergebnis anzeigen

Seit kurz vor Weihnachten gibt’s eine – äußerlich sehr schicke – neue Version für Android. Und mit ihr verschwand eine vernünftige Speicherung der nicht gesendeten Musik. Statt diese nicht gesendeten Tags unter „Meine Tags“ aufzubewahren, gibt es nun eine flüchtige Notification. Wenn die weggewischt oder gelöscht wird, um den Notification-Bildschirm übersichtlich zu halten, ist auch das Tag verschwunden. Blöder kannst Du Deinen Nutzern kaum sagen, dass sie gefälligst immer online zu sein haben. Dafür kann man all den Kram, den man erfolgreich identifiziert hat, jetzt per Knopfdruck kaufen.

Ich will mein altes Shazam zurück. Mimimi.

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