Pflege und Gesundheit

Nicht wasserdicht

Mir kann man es auch nicht recht machen: Da wettere ich gerne mal über die voreingenommene Berichterstattung über Pflege, und dann meckere ich auch dann, wenn mal positiv über eine Pflegeeinrichtung berichtet wird. Der SWR warf heute gestern ein „Schlaglicht“ auf eine Pflegeoase im rheinland-pfälzischen Adenau. Dort kümmert man sich wohl intensiv um Demenzkranke, und es wurden einige rührende Momente gezeigt, die einen angenehm unhektischen Pflegealltag mit Zuwendungen und Respekt abbildeten. Schön.

Bitter aufgestoßen ist mir allerdings, dass im Rahmen eines Toilettengangs behauptet wurde, dass „in schlechten Heimen“ Toilettengänge „durch aufsaugende Einlagen“ überflüssig gemacht werden. Im Bericht wirkte die Schilderung allein der Möglichkeit, geeignetes Inkontinenzmaterial einzusetzen, als verwerflich. Nun könnte man natürlich sagen, dass die Einschätzung unzweifelhaft richtig ist, weil „in schlechten Heimen“ wegen der Einlagen die Begleitung zum Toilettengang nicht angeboten wird und Pflegekräfte faul die Hände in den Schoß legen.1 Was aber sind „schlechte Heime“? Sind das alle Heime, die Inkontinenzmaterial einsetzen, z.B. weil bei Personen mit Stressinkontinenz wegen besagter Form der Inkontinenz die Tropfen schon beim Aufstehen zum Toilettengang abgehen. Oder sind das Heime, die zwar mit reichlich Personal herumschwirren, aber nicht zu Papier zu bringen verstehen, was und warum sie da tun?

Interessanterweise kommt es nämlich zu vermeintlich unverständlichen schlechten MDK-Noten für die Villa Am Butterhang2. Wegen Defiziten bei der Durchführung von Prophylaxemaßnahmen insb. auch bei Harninkontinenz. Ups.

Zusätzlich wurde eine gewisse Inkompetenz dadurch demonstriert, dass der MDK den Gewichtsverlust einer Bewohnerin bemängelte, die – ohne dass die Einrichtung darauf reagiert hätte – neun Kilogramm abgenommen habe. Erklärt wurde dieser Fauxpas damit, dass beim Wiegen der Bewohnerin wegen unterschiedlicher Rollstuhlgewichte fälschlich einen Gewichtsverlust von neun Kilogramm dokumentiert wurde. Nur wird der Gesamteindruck eben nicht besser, wenn erst der MDK darauf aufmerksam macht und nicht sofort beim Pflegepersonal die Alarmglocken läuten. Wobei man natürlich sagen muss, dass der Bericht so unkritisch wohlwollend war, dass dies weder dem SWR noch den Qualitätsjournalisten aus dem Printbereich3 auffiel, die gleich den Sinn der Transparenzberichte in Frage stellten. Vermutlich war einfach niemand dabei, der sich selbst mit Pflege beschäftigt und daher einen Hauch von Ahnung hat4.

Das Problem liegt wohl bei mir. Mir kann man es eben nicht recht machen.

  1. Wobei natürlich entgegen der landläufig berichteten Meinung erst zu ermitteln wäre, inwieweit ein solches Szenario auch nur ansatzweise üblich wäre.[]
  2. Leider sind weder der Transparenzbericht, noch eine Pflegeeinrichtung dieses Namens noch im Netz zu finden.[]
  3. Leider ist der Artikel des Bonner Generalanzeigers, der unter http://www.general-anzeiger-bonn.de/index.php?k=loka&itemid=10001&detailid=873390 zu finden war, nicht mehr verfügbar.[]
  4. Etwaige Überheblichkeit bitte ich unterwürfigst zu entschuldigen.[]

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