Impfpflicht?

Aktuell deliriert der Teil der Republik, der sich nur durch alufoliendicke Wände von Schwurbelonien abgrenzt, weil in einem Strategiepapier der Bundesregierung erwähnt wird, dass die nach vorliegender Evidenz unhaltbare Gleichsetzung von Getesteten parallel zur Finanzierung der Bürgertests durch Steuergelder im Herbst auslaufen zu lassen.

Das sei eine Impfpflicht durch die Hintertür. Nein, wäre es nicht. Es ist im Gegenteil nicht einzusehen, warum der Steuerzahler die Verweigerung Einzelner quersubventionieren soll, deren Verweigerungshaltung für andere gefährlich ist. Die Wegnahme von unverdienten Privilegien ist die überfällige Einführung einer an ihrem Ansteckunsgrisiko ausgerichteten Behandlung für Ungeimpfte.

Dass dem Staat das Recht auf körperliche Unversehrtheit nicht völlig egal ist, kann nicht schlecht sein. Und es bleibt freiwillig, ob man sich impfen lässt. Man muss halt wegen des bestehenden Infektionsrisikos, das in der eigenen Person besteht, Nachteile in Kauf nehmen. Zurecht.

Sie können weiterhin darauf verzichten, durch Impfungen dazu beizutragen, dass die Einschränkungen beendet werden können. Sie können aber nicht darauf bestehen, dass andere, die sich zum Selbst- UND Fremdschutz impfen ließen, weiter auf sie unverdient Rücksicht nehmen müssen.

Natürlich muss es auch darum gehen, das Impfen noch attraktiver1 zu machen. Durch aufsuchende Impfangebote im Kiez, in vorwiegend migrantisch besiedelten Quartieren, in Einkaufszentren, Jobcentern, beim Arbeitgeber, in Schulen und bei religiösen Gemeinschaften. Gerne auch mit Bratwurst2.

Impfnotwendigkeit!

Es ist aber aus einem wichtigen Grund ebenso völlig legitim, das Nichtgeimpftsein unattraktiv zu machen: das durch Nichtgeimpfte bestehende Ansteckungsrisiko.

Verstanden?

Negativ getestet heißt nicht „nicht ansteckend“.

Übrigens hielt das RKI in der Studie zur Ansteckungsgefahr durch vollständig Geimpfte fest, dass diese Personen ein geringeres Ansteckungsrisiko darstellen als negativ Getestete.

Screenshot aus dem Artikel „RKI: Ansteckungen durch geimpfte Personen unwahrscheinlich“ aus dem Ärzteblatt, 8.4.2021

Funfact: Das Risiko ist bei beidem nicht Null. Deswegen ist die Beibehaltung von Masken- und Abstandsgeboten im Herbst ein überraschend sinnvoller Plan.

Dazu kommt, dass ebenfalls seit spätestens April 2021 bekannt ist, dass Schnelltests weniger zuverlässig positive Fälle erkennen als gedacht und sich daher nicht als Mittel zur Zutrittskontrolle eignen. Dafür zeigt das Spahn-Ministerium die gewohnt niedrige Lernkurve durch das Ignorieren dieser belegten Erkenntnis.

Apropos belegte Erkenntnisse: Es besteht Evidenz, dass jene Staaten am besten durch Pandemien kommen, die auf Eindämmung und Niedriginzidenz setzen: Wenige Tote, geringere Anzahl Erkrankter und kurze Einschränkungen resultieren in schnellerer Erholung der Wirtschaft. Das ist das, was die NoCovid-Initiative will. Das ist aus epidemiologischer UND ökonomischer Sicht sinnvoll. Und deswegen ist das, was Platz 1 der Landesliste der LINKE in NRW absondert, völliger Unfug. Denn gerade prekär Beschäftigte leiden unter den Einschränkungen. Und je länger negativ Getestete im Glauben, nicht ansteckend zu sein, ohne Maske draußen rumlaufen, werden sie andere negativ Getestete ohne Maske anstecken.

Darum:

  1. #Ärmelhoch
  2. #DieMaskebleibtauf
  3. #ProtectTheKids

Und beim nächsten Mal erklären wir dann, dass ein wenig Grundschul-Mathematik ausreichen sollte, um zu verstehen, dass eine durch Impfung erreichte Reduzierung des Ansteckungsrisikos auf ca. 90% keinen 100%igen Schutz darstellt und diese Impfdurchbrüche keineswegs nur multimorbide Senioren im Pflegeheim betreffen. Und, nein, Alexandra, feuchtfröhliches Feiern in Innenräumen ist auch den Rest von 2021 eine Scheißidee.

  1. Nicht an einer Erkrankung zu verrecken, die bis Ende 2022 jeden nicht immunisierten Deutschen infiziert haben wird, sollte eigentlich zu reichlich attraktiv sein. Aber hier gibt es noch mehr Argumente pro Pieks.[]
  2. Erik Flügge weist zurecht darauf hin, dass die zusätzliche Bratwurst bei geringem Haushaltseinkommen ein sehr attraktives Argument für die Impfung ist, weil sich für das dann schon erledigte Mittagessen das teure Busticket für die Impfung lohnt.[]
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