Es gab mal eine Zeit, da versuchten kluge Köpfe, die Macht der Pharmalobby zu bremsen. Unter der Gesundheitsministerin Ulla Schmidt hatte 2004 Rot-Grün das GKV-Modernisierungsgesetz durchgesetzt und dafür das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen ins Leben gerufen. Das Institut bewertet anhand wissenschaftlicher Studien die Kosten und den Nutzen von Arzneimitteln, Therapien und Medizinprodukten. Seine Gutachten sind ausschlaggebend dafür, welche Medikamente von den gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden und welche nicht. Das ist sinnvoller und notwendiger Verbraucherschutz.
Natürlich ist der Schutz deutscher Patienten vor nutzlosen Medikamenten der Pharma-Industrie ein Dorn im Auge. Wie gut, dass sie in Dr. Philipp Rösler einen schwarzgelben Mitstreiter hat, dessen Maulheldentum mittlerweile bekannt ist. Nachdem er das solidarische Prinzip der Krankenversicherung erfolgreich entsorgt hat, sägt er nun auch am IQWiG.
Erst wurde der anerkannte Chef Peter Sawicki gefeuert, jetzt dreht er mal eben die Grundlage der Arzneimittelbewertung um. Es kann ja nicht angehen, dass die armen Pharma-Konzerne weiterhin mit viel Geld belegen müssen, dass ihre Pillen überhaupt wirken (oder wenigstens die Studien so beeinflussen, dass sie die gewünschten Ergebnisse zeigen). Viel kostengünstigersinnvoller dürfte es doch sein, dass das IQWiG künftig belegt, dass die Pillen nicht wirken. Das führt dann zwar nicht dazu, dass die Medikamente besser wirken, aber immerhin wandern sie so – mangels Möglichkeit, das Gegenteil zu beweisen – rasch in den Leistungskatalog der Krankenkassen.
Danke, Herr Rösler für die Beweislastumkehr bei Medikamentenstudien. Mögen Sie vielleicht noch etwas Rattengift?
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