Pflege und Gesundheit

Argumente für den Kinderschutz

Kinder freuen sich vor einem Laptop

In der aktuellen Situation argumentieren viele Menschen gegen den notwendigen Kinderschutz. Ich habe mal ein paar Argumente gesammelt, um auf deren Standardargumente einzugehen.

„Kinder erkranken doch viel seltener schwer an Covid-19“

Bei Kindern sind PIMS und Post-Covid-Syndrom die medizinisch problematischeren Folgen einer Infektion, weniger der akute Verlauf, der tatsächlich bei circa 80% mild oder symptomlos verläuft. Bei den verbleibenden 20% treten moderate bis schwere Verläufe auf. Je mehr Kids infiziert werden, desto mehr Fälle wird es von allen drei Phänomenen geben. Deswegen wird auch ein relativ seltenes Phänomen – der schwere Verlauf von Covid-19 bei Kindern – bei exponentiell steigender Fallzahl zu mehr absoluten Fällen führen.

Da Covid-19 eine gefäßschädigende Erkrankung ist, sind hierbei insbesondere vorgeschädigte, chronisch kranke Kinder gefährdet, weil sich die bestehende Schädigung durch Covid-19 verschlechtern kann. Dies kann auch zum Tod führen. Im Laufe der Pandemie sind 31 tote Kinder und Jugendliche (Stand: 28.10.2021) zu beklagen. Dies ist seit März ’21 (11 Todesfälle) mehr als eine Verdopplung. Aber auch gesunde Kinder können durch den gleichen Mechanismus neue Organschädigungen entwickeln, die langfristige Gesundheitsfolgen nach sich ziehen.

„Bei Kinder ist die Erkrankung auch nicht schlimmer als bei Grippe.“

Bei Kindern und Jugendlichen, die entweder mit COVID-19 diagnostiziert wurden oder ins Krankenhaus eingeliefert wurden, traten Hypoxämie und Lungenentzündungen häufiger auf als bei der saisonalen Influenza. Darüber hinaus waren Atembeschwerden, Geruchsverlust und Magen-Darm-Probleme häufigere Symptome bei den pädiatrischen Patienten.

Es zeigte sich, dass Asthma und Adipositas in den untersuchten Datenbanken die häufigsten Vorerkrankungen waren und es eine höhere Prävalenz seltener Erkrankungen, darunter angeborene Fehlbildungen, neurologische Entwicklungsstörungen, Krebs und Herzerkrankungen unter den jungen COVID-19 -Patienten gab.

Fazit: Die geringe Anzahl an Todesfällen sei zwar beruhigend, aber Komplikationen und Symptome treten bei jungen Menschen mit COVID-19 häufiger auf als bei der Influenza. Diese Ergebnisse wurden in der Studie „30-day-outcomes of Children and Adolescents with COVID-19: An International Experience“ präsentiert, die von Pediatrics veröffentlicht wurde.

„Die Intensivstationen haben noch Kapazität. Die Krankenhaus-Ampel ist noch grün.“

Die Kinderintensivstationen, deren Kapazität ohnehin deutlich geringer ist als für Erwachsene, sind bereits vielerorts bereits überlastet. Nämlich dort, wo der Wegfall der Maskenpflicht exponentiellen Anstieg verursacht hat. Auch bei den Kinderintensivplätzen, die im bisherigen Verlauf der Pandemie verhältnismäßig seltener benötigt wurden, macht sich der Mangel an Pflegefachpersonen verfügbar (Stichwort #Pflegxit), die für den Betrieb der Krankenhausbetten benötigt werden. Betten alleine pflegen keine Kinder.

„Die Erwachsenen tragen draußen auch keine Maske mehr. Die Kinder haben lange genug gelitten.“

Dass Kinder an Masken leiden ist oftmals Projektion der Eltern. Gelitten haben die Kinder auch an deutlich reduzierten Sozialkontakten und Sorgen vor Ansteckungen. Sie haben sich durch die tägliche Routine längst an das Tragen der Masken in den Schulen gewöhnt. Der Unterschied zur erwachsenen Bevölkerung ist, dass diese bereits zum Großteil geimpft ist und dadurch einen gewissen Schutz vor schweren Erkrankungen hat. Durch Verzicht auf die Masken wird dem Virus aber eine größere Möglichkeit zur Verbreitung geboten, was aufgrund der höheren Übertragbarkeit der aktuell kursierenden Delta-Variante zu Ansteckungen auch bei geimpften Personen führen kann und wird.

Der Verzicht auf Masken in den Schulen hat in allen Staaten und Ländern, die dies bei vorliegender Dominanz von Delta bis zum Herbst 2021 ausprobiert haben, zu explosionsartigem Anstieg der Fallzahlen auch in anderen Bevölkerungsgruppen geführt, vornehmlich bei der Elterngeneration – insbesondere dort, wo auch für Erwachsene die Maskenpflicht wegfiel. In der Folge steigt zwangsläufig die Gefährdung der vulnerablen, hochaltrigen Bevölkerungsgruppen, weil diese Kontakt durch zwar geimpfte, aber in der Regel nicht mehr getestete Personen haben und ihr eigener Immunschutz nach Impfung möglicherweise eingeschränkt ist. Die Boosterimpfungen sind noch viel zu selten erfolgt, um dort bereits effektiv schützen zu können.

„Die Forderung nach Kinderschutz ist emotional und sachlich nicht begründet.“

Es ist kein emotionales Argument, dass die klinisch nachgewiesenen Langzeitfolgen in der Altersgruppe das relevante Problem darstellen. Dies darf be Kindern und Jugendlichen genausowenig ignoriert werden wie bei Erwachsenen. Es ist hingegen am Thema vorbei, auf den relativ seltenen Anteil schwerer Akutverläufe zu beharren. Für die Spätfolgen (siehe oben) ist die Schwere des Verlaufs nur begrenzt relevant, denn PIMS und Post-Covid-Syndrom können nachweislich auch bei symptomlosen Fällen auftreten können, wo die vorherige Infektion mit SARS-CoV-2 nur aufgrund der stattgefundenen Serokonversion nachgewiesen werden kann. Das Vorkommen von PIMS wird derzeit auf zwischen 1:1000 und 1:5000 geschätzt, bei LongCovid gibt es unterschiedliche Aussagen: Es gibt Studien, die von einem Drittel der Fälle ausgehen, während andere Schätzungen ein Verhältnis von circa 1:14 benennen. Beides VIEL häufiger als die nicht mal mit der Lupe in nennenswerter Menge zu findenden schweren Nebenwirkungen einer Impfung.

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