PLURV - 5 Methoden der Desinformation
Die 5 Techniken der Wissenschaftsleugnung

Christian Drosten hat im dieswöchigen Podcast sehr ausführlich über PLURV gesprochen, die fünf Zeichen der wissenschaftsfeindlichen Desinformation((Wie immer ausdrückliche Empfehlung. Es gibt sogar einen auf genau dieses Thema reduzierten Mitschnitt.)). Führen wir das hier am Beispiel mal aus:

  • Die DGKJ baut am 1.4.2021 ein überspezifisches Dementi((Kein Aprilscherz. Die meinen das ernst.)), indem sie die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen am Ausbruchsgeschehen mit deren sinkender Positivitätsrate wegzuargumentieren versucht. Dabei ist Kern des Arguments gar nicht, dass Kinder und Jugendliche überproportional dazu beitrügen, sondern dass sie genauso beitragen wie jeder andere Mensch auch, der keinen Immunschutz hat und ungeschützt Kontakte hat und durch Netzwerkeffekte die Infektionsketten als Proxy weiterführen.
  • Der Journalist Olaf Gersemann vom Springer-Medium Welt polemisiert im obigen Tweet auf Basis dieser Presseinfo gegen Forderungen nach einem harten Lockdown.
  • Die Schwurbler((Damit ist dann nicht der grenzwertig formulierende Journalist gemeint, sondern eher ein paar fürs Freidrehen bekannte Elternvertreter, siehe auch hier.)) versuchen jetzt, daraus zu drehen, dass Kinder und Jugendliche kaum oder überhaupt nicht am Ansteckungsgeschehen teilhaben. Das ist eine faktenfreie Behauptung, denn Ansteckungen in Kitas und Schulen finden statt. Das bestätigt übrigens auch die DGKJ selbst in der Überschrift ihrer Pressemitteilung:

Kinder sind Teil des SARS-CoV-2-Infektionsgeschehens

DGKJ und BVKJ: Presseinfo zum Infektionsgeschehen bei Kindern vom 1.4.2021
  • Die Positivitätsrate stagniert eher, als dass sie fällt. Kein Grund für die DGJK, aus einem erst mal rein anekdotischen Rückgang keinen Beweis zu konstruieren:
Screenshot aus DGKJ und BVKJ: Presseinfo zum Infektionsgeschehen bei Kindern vom 1.4.2021
  • Das eher geringe Sinken der Positivitätsrate ist eher kein Zeichen dafür, dass Ansteckungen bei Kindern und Jugendlichen zurückgingen. Es resultiert vor allem aus dem Ende der Untertestung. Bisher wurden dem bekannten Umstand zum Trotz, dass insbesondere Kinder sehr oft asymptomatisch bleiben, bisher überwiegend nur getestet , wenn die Kinder symptomatisch wurden. Es gibt sogar sehr viele Berichte darüber, dass Kinder selbst als KP1 oder als Haushaltsangehörige von KP1ern nur getestet werden, wenn sie symptomatisch werden((Zum missratenen Quarantänekonzept gehört auch, dass auch andere Haushaltsangehörige nicht getestet werden. Diese können sich nun aussuchen, verantwortungsvollerweise zuhause zu bleiben, um niemanden anzustecken, dies aber nicht ersetzt zu bekommen, weil sie ja ohne Quarantäne-Anordnung zuhause bleiben, oder in Schule/Betrieb zu gehen und das Risiko in Kauf zu nehmen, dort die Mitschüler/Kollegen anzustecken.)). Dass jetzt durch die Schnell-, Selbst- und Lolli-PCR-Tests mehr asymptomatische Kinder getestet werden, führt neben der Aufdeckung asymptomatischer Infektionen zwangsläufig zu einem Anstieg des Anteils nicht infizierter Kinder an den Tests. Der einzige Fall, wo dies nicht auftreten würde, wäre die nahezu vollständige Durchseuchung.
  • Es sollte viel mehr Sorgen machen, dass die Positivitätsrate eher stagniert als klar zurückzugehen. Jeder Wert, der über 5% liegt, ist gemäß WHO ein Indikator dafür, dass man die Kontrolle über eine Epidemie verliert oder verloren hat. Da Tests bei Kindern weiterhin nicht verpflichtend sind und viele Eltern Testungen ablehnen, weil sie keine Quarantäne wollen((Irgendwas ohne Eigenverantwortung.)) – egal ob das jetzt eine Gesundheitsgefahr bedeutet oder nicht. Außerdem können viele insb. kleine Kinder, deren Eltern sie testen lassen wollen, in den Testzentren nicht getestet werden, weil Kinder z.B. erst ab dem Alter von 6 getestet werden. Es besteht also weiterhin eine Untertestung, was aufgrund der hohen Positivitätsrate mit einer hohen Dunkelziffer einher geht.
  • „Eine Zunahme von schweren Fällen“ unter Corona-infizierten Kindern und Jugendlichen gebe es in Deutschland auch nicht. Da Kinder sehr überwiegend leichte bis symptomfreie Verläufe haben, ist das trotz der höheren Pathogenität von B1.1.7 kein Wunder. Es geht aber gar nicht um schwere Verläufe bei Kindern, sondern um schwere Verläufe bei Erwachsenen, die durch Kinder als Proxy in Schule und Kita weitergetragen werden. Siehe oben.
  • Bleiben wir also gerne bei den Fakten: Das RKI meldet im gestrigen Situationsbericht das gleiche wie seit Wochen: „Die COVID-19-Fallzahlen steigen in allen Altersgruppen wieder an, besonders stark jedoch bei Kindern und Jugendlichen, von denen auch zunehmend Übertragungen und Ausbruchsgeschehen ausgehen.“ Die absoluten Zahlen beweisen den relevanten und zunehmend dominant werdenden Anteil von Kindern und Jugendlichen am Ausbruchsgeschehen. Diese könnte in den Altersgruppen 6-19 durch die Ferien gebremst werden. Da die Kitas aber weiter offen sind, dürfte über Ostern dort weiter ein Anstieg beobachtet werden.
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