Ich bin nicht besonders diplomatisch. Wenn ich etwas formuliere, will ich mich i.d.R. möglichst differenziert, aber sachbezogen und konkret äußern. Das kommt nicht ausschließlich gut an und nimmt nicht jeden mit. Da mir dies bewusst ist, arbeite ich stets in Teams, um Veröffentlichungen für meinen Arbeitgeber oder bei den Projekten, bei denen ich mich engagiere, veröffentlichungsreif zu machen. Das glättet manchen Text und macht ihn verständlicher.

Gerne formuliere ich einfach drauf los, damit das Team eine Arbeitsgrundlage hat. Bei Kritik an meinen Texten bin ich dann oft leidenschaftlich, weil mir meine Babys nicht egal sind. Allerdings ist das Bessere der Feind des Guten, daher nehme ich gut begründete Kritik gerne an.

Was ich nicht abkann, ist pauschale, unbegründete Kritik – Kritik, die weder konkret ist noch einen Verbesserungsvorschlag mitbringt. Ich bin dabei sehr vom deutschsprachigen Usenet geprägt.

<exkurs>Dort gibt es die Newsgroup de.alt.admin, in der darüber debattiert wird, ob neue Newsgroups eingerichtet oder nicht mehr ausreichend genutzte Newsgroups gelöscht werden sollen. Das ist ein sehr netzspezifisches Thema, aber dort herrscht ein großartiges Grundprinzip. Zunächst kann dort jeder einen Vorschlag posten, und wenn es nach circa einer Woche keinen begründeten Protest gibt, kann der Vorschlag umgesetzt werden.

Wer dort einfach Protest postet, muss diesen begründen.1 Wird der Protest nicht begründet oder sind die Argumente nicht stichhaltig, kann der Vorschlag umgesetzt werden. Den gleichen Anspruch legt man dort übrigens auch für die Vorschläge an. Auch diese müssen konkret begründet sein.2</exkurs>

Diese Begründung verlange ich auch bei Kritik an meinen Texten. Oft höre ich allerdings Kritik, die ich nicht ernstnehmen kann. Unkonkreter Kritik fehlt der Bezugspunkt. Es fehlen Informationen, um das behauptete Manko abstellen zu können. Wenn die unten beispielhaft angeführte Kritik nicht auch die folgenden Fragen beantwortet, entspricht das nicht meinen Anforderungen, da es dem Text und mir die Möglichkeit der Verbesserung verwehrt.

„Der Ton gefällt mir nicht.“

„Der Ton“ ist so konkret wie „Das Wetter“. Welches Wetter? Das vom Morgen, vom Mittag oder vom Abend? Das nasse, warme, kalte oder windige? Wenn man diese Informationen hätte, könnte man das Projekt verbessern. Das muss man aber oft mühselig aus der Nase desjenigen operieren, der diese sehr pauschale Kritik äußert.

„Die Formulierung ist nicht gut.“

Ja, schön. Und was genau an der Formulierung? Welches Wort, welche Passage? Ist ein verwendeter Begriff unverständlich, ist ein Satz zu komplex, wird der Sachverhalt nicht zutreffend beschrieben? Wie sollte die Formulierung denn besser lauten?

„Das versteht kein Mensch.“

Was genau ist unverständlich und warum? Welches Vorwissen wird benötigt, welches habe ich fälschlich vorausgesetzt? Und vor allem: Wie kann man es besser ausdrücken?

Kritik sollte konkret und konstruktiv sein. Dann kann man den vorliegenden Text nämlich verbessern und optimieren. Wer die Kritik nicht konkretisiert, verweigert dem Text diese Möglichkeit. Für Kritik, die weder konkret noch konstruktiv ist, ist mir eigentlich meine Zeit zu schade. Wer solche Kritik äußert, aber diese auch auf Nachfrage nicht konkretisieren kann oder will, muss sich den Vorwurf machen lassen, nur zu verhindern. Oder das sogar zu wollen.

Und dann bin ich halt auch mal sehr direkt und sage, was ich von solcher Kritik halte. Denn eigentlich finde ich meine Texte schon recht gut.

  1. Daher wird oft „Protest, Standardargumente“ geantwortet. Was diese Standardargumente sind, könnt ihr in der dang-FAQ nachlesen.[]
  2. Sonst kommt nämlich mit Sicherheit ein „Protest, Standardargumente.“[]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert