Archive-Name: de/netzkultur/realname Last-modified: 2011-01-07 Version: 1.3.9 URL: http://www.sockenseite.de/wordpress/faqs/realname-faq/ URL: http://www.sockenseite.de/usenet/Realname-FAQ.html URL: http://www.sockenseite.de/usenet/Realname-FAQ.txt Realnamen und Pseudonyme - Was soll das eigentlich? ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Stand: 7. Januar 2011 Autor: Oliver Ding <die_socke@gmx.de>, nach einem Entwurf von Tobias Zimpel Inhalt: ======= Einleitung a) Die Empfehlung der Netiquette b) Was ist dieser Realname eigentlich? c) Was habe ich davon, wenn ich meinen Realnamen verwende? d) Muß ich meinen Realnamen verwenden? e) Womit muß ich rechnen, wenn ich meinen Realnamen nicht angebe? f) Kann die Verwendung meines Realnamens Nachteile für mich haben? g) Habe ich denn nicht das Recht auf freie Meinungsäußerung? h) Sollte ich auf einen fehlenden Realnamen hinweisen? (NEU) i) Ist es unhöflich, öffentlich die Verwendung eines Pseudonyms zu kritisieren? (NEU) j) Soll ich den Namen eines pseudonymen Posters öffentlich bekannt geben? k) Wie sollte ich auf öffentliche Hinweise reagieren? (NEU) l) Was kann ich tun, um derlei Hinweise zu vermeiden? m) Kann ich auch einen echt aussehenden, aber in Wirklichkeit falschen Namen angeben? n) Wie kann ich meinen Nicknamen verwenden, aber trotzdem meinen Realnamen angeben? o) Wo sind weitere Informationen und Erörterungen zu dem Thema zu finden? (NEU) Danksagung Hauptteil: ========== Einleitung ---------- Der vorliegende Text versucht, die in deutschsprachigen Newsgroups immer wiederkehrende Debatte um Realnamen und Pseudonyme zu beleuchten. Neben einer Betrachtung der Hintergründe versucht er, Hinweise zu geben, wie man als beteiligter oder unbeteiligter Nutzer mit diesen Diskussionen umgehen sollte. Dabei werden Möglichkeiten erörtert, wie man unnötige Diskussionen zu vermeiden oder einzuschränken versuchen kann, aber auch, wie und wo man sich dem Thema widmen kann, ohne andere Debatten in thematisch anders gelagerten Newsgroups durch störende Grundsatzdiskussionen zu behindern. Hierbei werden natürlich keine Verhaltensvorschriften erstellt, sondern lediglich Ratschläge gegeben, die den Umgang mit dem Thema erleichtern sollen. Was man letztlich aus diesen Vorschlägen macht, bleibt jedem selber überlassen. Man sollte allerdings in der Lage sein, den eventuell entstehenden Gegenwind auszuhalten. (zum Inhalt) a) Die Empfehlung der Netiquette ----------------------------- In der "Netiquette fuer de.*", einer Sammlung von Empfehlungen, mit deren Hilfe man die meisten Fettnäpfchen in der deutschsprachigen Usenethierachie de.* (sowie einiger anderer Hierarchien, die sich ebenfalls daran orientieren) umgehen kann, findet sich folgender Abschnitt: | 14. Benutzen Sie Ihren wirklichen Namen, kein Pseudonym! | | In der Mailboxszene und bei einigen Internet-Anbietern verbergen | die Nutzer ihre wahre Identität hinter einem Pseudonym und | schreiben manchmal Dinge, die sie sich sonst nicht erlaubt hätten. | Aufgrund der negativen Erfahrungen, die viele Leute im Netz mit den | Trägern solcher Pseudonyme gemacht haben, sollten Sie Ihre Artikel | mit Ihrem wirklichen Namen ("real name") versehen. [...] Uns soll hier nun die Empfehlung interessieren, den wirklichen Namen, im folgenden als "Realname" bezeichnet, anzugeben. (zum Inhalt) b) Was ist dieser Realname eigentlich? ----------------------------------- Mit dem Realnamen ist im Zusammenhang mit dem Usenet der wirkliche ("bürgerliche") Name des Absenders gemeint. Bei Inhabern langer Namen aus vielen Bestandteilen genügt auch schon je mindestens ein ausgeschriebener Vor- und Zuname. Üblicherweise wird dieser Realname im Absenderfeld einer Nachricht angegeben, also im From:-Header eines Postings. Nicht damit gemeint sind Namensangaben, die lediglich die Form eines echten Namens haben (z.B. Hans Mustermann oder Otto Normalverbraucher), aber eigentlich nur ein Pseudonym darstellen. (Diese bezeichnet man gelegentlich als "Fakenamen" oder "realnamiforme Konstrukte".) Da Namen, die nur aus einem (ggf. echten) Vor- oder Zunamen bestehen oder in denen ein Bestandteil abgekürzt ist, vom Äußeren her nicht von einem Pseudonym unterschieden werden können, werden diese möglicherweise ähnlich wie Pseudonyme aufgefaßt. Der Begriff "Realname" ist keine simple Übersetzung des englischen Ausdrucks "real name" (echter Name), sondern hat im de.*-Usenet den Status eines Fachbegriffs eingenommen. Um mögliche Begriffsverwirrungen zu vermeiden, spricht dieser Text von eben diesem Terminus technicus, wenn vom Realnamen eines Posters die Rede ist. (zum Inhalt) c) Was habe ich davon, wenn ich meinen Realnamen verwende? ------------------------------------------------------- Die Angabe des Realnamens wird von sehr vielen Teilnehmern der Hierarchie de.* - besonders von solchen, die schon lange dabei sind - als wünschenswert betrachtet, weil ein klar erkennbarer Name bereits vorab für ein Gefühl der Vertrautheit sorgt. Der Realname wird dabei oftmals z.B. mit der Geste des Händeschüttelns verglichen, was auch die Parallele in der befremdeten Reaktion, sollte jemand den angebotenen Handschlag ausschlagen, einschließt (vgl. http://www.wortrei.ch/usenet/netzkultur/haendeschuetteln.php). Zudem hat sich gezeigt, daß die Angabe des Realnamens auch für den Postingstil förderlich sein kann. Wenn man mit dem eigenen, guten Namen, den man ja schlecht austauschen kann, für das Geschriebene einstehen muß, überdenkt man anscheinend eigene Aussagen und Formulierungen etwas gründlicher. Daher signalisiert Dein eigener Name Deinem Gegenüber das Interesse an einer ernsthaften Diskussion und wird von vielen als ein Zeichen von Seriosität empfunden. Natürlich kannst Du auch als Nutzer eines Pseudonyms auf eigene seriöse Absichten hinweisen. Benutzern eines Realnamens jedoch wird schon allein gefühlsmäßig ein gewisser Vertrauensbonus eingeräumt. Man wird Dich schlicht viel eher ernst nehmen als mit einem Pseudonym. (zum Inhalt) d) Muß ich meinen Realnamen verwenden? ----------------------------------- Nein. Auch wenn es die oben aufgeführten Vorteile hat, einen Realnamen zu verwenden, ist es letztlich Deine Entscheidung, ob Du mit Deinem Realnamen oder mit einem Pseudonym/Nickname posten willst. Es besteht nämlich keine Pflicht zur Angabe Deines Realnamens, sondern lediglich eine Empfehlung. Wenn Du Dich dazu entschließt, Deinen Realnamen zu verwenden, wirst Du damit vermutlich niemandem oder nur wenigen Leuten unangenehm auffallen. Wenn Du Dich nun dazu entschließt, ein Pseudonym zu verwenden, kann Dich zwar niemand dazu zwingen, dies zu unterlassen. Du solltest aber wissen, daß die Verwendung eines Pseudonyms für Dich trotzdem einige Nachteile bedeuten kann. (zum Inhalt) e) Womit muß ich rechnen, wenn ich meinen Realnamen nicht angebe? -------------------------------------------------------------- Wenn Du Deinen Realnamen nicht angibst, wirst Du z.B. damit leben müssen, daß deshalb ein gewisser Prozentsatz der Teilnehmer Deine Nachrichten pauschal vor dem Lesen ausfiltert. Oft sind das gerade die Leute, die ein großes Fachwissen im Bereich des Gruppenthemas mitbringen. Es ist allerdings sinnlos, dagegen zu protestieren, denn Du kannst Dich zwar selbstverständlich nach Belieben äußern, hast aber keinerlei Anspruch darauf, daß Dich jeder zur Kenntnis nimmt, Deine Nachrichten liest oder gar auf Deine Ansichten und Äußerungen eingeht (vgl. Abschnitt g)). Da Nachrichten, die mit einem wirklichen bzw. wirklich aussehenden Namen gekennzeichnet sind, von vielen Lesern gefühlsmäßig als deutlich vertrauenswürdiger aufgefaßt werden als solche, die von einem offensichtlichen Pseudonym herrühren, wird man Deine Fragen und Ansichten möglicherweise distanzierter betrachten, wenn Du mit einem erkennbaren Pseudonym postest. Darüberhinaus können Deine so vertretenen Positionen als ebenso austauschbar erscheinen wie der offensichtlich falsche und somit ggf. problemlos auswechselbare Name. Du wirst vermutlich ebenso erleben, daß man Dich - mehr oder weniger freundlich - direkt in der Gruppe oder per Mail darauf hinweist, daß in de.* die Angabe des Realnamens von vielen Netzteilnehmern erwünscht ist. Möglicherweise bittet man Dich oder fordert Dich gar dazu auf, Deinen wirklichen Namen zu verwenden. Derlei Hinweise bekommst Du übrigens nicht, weil die Empfehlung, den Realnamen zu verwenden, in der "Netiquette fuer de.*" steht, sondern weil die Angabe des eigenen Namens dem Höflichkeitsempfinden mindestens dieses Nutzers, vermutlich aber auch vieler anderer Nutzer von de.* entspricht. Wie Du auf solche Hinweise reagieren kannst (und solltest), Abschnitt k). Natürlich gibt es auch Leute, die es nicht stört, wenn Du ein Pseudonym verwendest. Diese Leute dürfte es aber auch nicht stören, wenn Du Deinen wirklichen Namen angibst. (zum Inhalt) f) Kann die Verwendung meines Realnamens Nachteile für mich haben? --------------------------------------------------------------- In bestimmten Situationen wäre die Verwendung Deines Realnamens möglicherweise unklug. http://www.realname-diskussion.info/grund.htm versucht, anhand einiger Situationen zu demonstrieren, daß der Verzicht auf die Angabe des wirklichen Namens Sinn machen kann. Auch der Text unter http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/warnungen weist auf verschiedene Probleme hin, die ggf. die Verwendung des eigenen Namens unangemessen erscheinen lassen können. Auf das Usenet bezogen findet sich eine entsprechende Passage in der "Netiquette fuer de.*": | In einigen Newsgruppen, in denen es um sehr sensible Themen geht | (zum Beispiel sexuelle Gewohnheiten etc.), werden Pseudonyme bzw. | Artikel, die über sogenannte Anonymous-Remailer (auch "Anon-Server" | genannt) gepostet wurden, in Ausnahmefällen geduldet. Es ist hier allerdings zu beachten, daß es oft einige Möglichkeiten gibt, trotz einer solchen oberflächlichen Maskierung die Identität des Absenders aufzudecken. Einige Maßnahmen, welche die Wahrscheinlichkeit einer solchen Aufdeckung zu verringern helfen sollen, werden unter unter http://www.realname-diskussion.info/pseudo.htm#a7 beschrieben. Dennoch ist zu berücksichtigen, daß mit einem Pseudonym alleine eine völlige Anonymisierung des Usenetzugangs nicht gewährleistet werden kann. Sollte also jemand der Überzeugung sein, wirkliche Anonymität (und damit wirklichen Schutz) zu benötigen, ist dringend anzuraten, dafür einen sogenannten Anonymous-Remailer zu benutzen. Wie http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/anon/remail.html zeigt, stellen solche Remailer eine Möglichkeit dar, um den Schutz der Persönlichkeit deutlich zu erhöhen. Selbstverständlich sollte mit diesen Remailern aber verantwortungsbewußt umgegangen werden (vgl. den Abschnitt "Wer sind unverantwortliche Remailer-Nutzer?" aus der oben erwähnten FAQ). Wegen eklatanten Mißbrauchs dieser Dienste werden allerdings viele dieser Remailer von einigen Netizens konsequent ausgefiltert. Es ist also nicht gewährleistet, daß eine über einen Remailer gesendete Nachricht auch wirklich alle Teilnehmer erreicht. In den oben erwähnten anerkannt sensiblen Gruppen sollte dies aber kein Problem darstellen. Du solltest Dir dennoch gut überlegen, ob die möglichen Nachteile so klar abschätzbar sind, daß Du auf die erwähnten Vorteile des eigenen Realnamens (vgl. Abschnitt c)) verzichten möchtest. Solltest Du übrigens die genannten Informationen der genannten Quellen für unzureichend halten, steht es Dir frei, in Kontakt mit den jeweiligen Verfassern zu treten, um Verbesserungen vorzuschlagen. (zum Inhalt) g) Habe ich denn nicht das Recht auf freie Meinungsäußerung? --------------------------------------------------------- Jeder hat das Recht darauf und die Möglichkeit dazu, seine Meinung frei im Usenet zu äußern. Allerdings ist diese freie Meinungsäußerung keine Einbahnstraße. Sie bewahrt nämlich niemanden davor, daß auf die eigene Meinung auf eine Art und Weise reagiert wird, die einem selber nicht zusagt. Nicht zuletzt deswegen ist ein Pseudonym ebensowenig wie ein Realname ein Freibrief, um sich beliebig daneben zu benehmen zu können. Denn auch wenn Du Dich prinzipiell stets frei äußern kannst, gibt es gerade in einer sozialen Gemeinschaft wie dem Usenet stets die Notwendigkeit der gegenseitigen Rücksichtnahme, wenn Du Dich nicht vermeidbarer Kritik aussetzen willst. Bezüglich der freien Meinungsäußerung gibt es einige Mißverständnisse, die Adrian Suter unter <8mk0ce.9d.1@adrian.users.christkath.ch> einmal so zusammengefaßt hat: | 1. Posten unter Pseudonym garantiert nicht die Anonymität der | Meinungsäusserung. | 2. Das Recht auf Meinungsäusserung beinhaltet nicht das Recht, | vom anderen zur Kenntnis genommen zu werden. | 3. Das Recht auf freie Meinungsäusserung beinhaltet das Recht des | anderen, sein Nicht-Lesen z.B. eines Pseudonymposters | bekanntzugeben. | 4. Wer auf das wichtigste Gut in den Online-Medien - Aufmerksamkeit - | verzichten will, der möge dies tun. Realname-Ermahner sind nur | so nett, den Pseudonymposter darauf aufmerksam zu machen, dass er | gerade ebendieses wichtigste Gut zu verlieren im Begriff ist. Ergänzend ist noch festzustellen, daß ein kritischer Kommentar zu einer Meinungsäußerung keinerlei Einschränkung dieser Äußerung an sich darstellt. Zudem muß natürlich beachtet werden, daß das grundgesetzlich garantierte Recht auf freie Meinungsäußerung ein Schutzrecht ist, das man ggf. gegenüber dem Staat, *nicht* aber gegenüber anderen Bürgern einklagen könnte. Wer also in einer Diskussion im Usenet das eigene Recht auf freie Meinungsäußerung z.B. aufgrund kritischer Bemerkungen oder der Ankündigung, Filter einzusetzen, eingeschränkt sieht, verkennt schlicht und ergreifend den Wirkungskreis dieses Rechtes. (zum Inhalt) h) Sollte ich auf einen fehlenden Realnamen hinweisen? --------------------------------------------------- Manch einer hält es für höflich, jemanden, der anscheinend noch nicht mit den üblichen Gepflogenheiten in de.* vertraut ist und dies dadurch zeigt, daß er ein Pseudonym verwendet, auf die Realnamensempfehlung hinzuweisen. Genau dies aber empfindet mancher, der durchaus mit voller Absicht ein Pseudonym verwendet, als ebenso unhöflich wie Dir möglicherweise die Verwendung eines Pseudonyms vorkommt. Aus diesem Grund gibt es oftmals, und dies nicht einmal unbedingt von demjenigen, den Du mit Deinem Hinweis ansprechen wolltest, Beschwerden über den Hinweis an sich. Du mußt also damit rechnen, daß Dein Hinweis, so freundlich er auch gemeint war, auf Kritik stößt. Ist dies der Fall, so antworte nur dann auf die Kritik, wenn Du auch gleichzeitig die Debatte in die thematisch zuständige Newsgroup, de.soc.usenet, umleitest. In anderen Newsgroups ist die Diskussion um Realnamen off topic und daher störend. Wenn aber der Hinweis im Rahmen einer Sachantwort auf das Posting des Pseudonymverwenders erfolgt, gibt es eigentlich wenig Grund zur Annahme, daß es Dir ausschließlich um einen solchen Hinweis ging. Du solltest allerdings nicht nur deshalb antworten, um den Hinweis in der Antwort unterbringen zu können. Eine solche Absicht ist meist so offensichtlich, daß sie den potentiellen Empfänger verstimmt. Oftmals ist es daher sinniger, einen solchen Hinweis direkt per Mail an den Pseudonymverwender zu richten oder, solltest Du Dich zu sehr von seinem Posting gestört fühlen, einen entsprechenden Filter aufzusetzen und den pseudonymen Poster zu ignorieren. Hinweise, wie ein solcher Filter aussehen könnte, kannst Du in de.comm.software.newsreader bzw. in der entsprechenden Gruppe für Deinen Newsreader erhalten. Ein Beispiel für einen solchen, auf einem regulären Ausdruck beruhenden Filter wird übrigens unter http://www.usenetverwaltung.org/filter/ sowie unter http://www.tombstones.org.uk/~ankman/realnamenfilter.html recht ausführlich erläutert. (zum Inhalt) i) Ist es unhöflich, öffentlich die Verwendung eines Pseudonyms zu --------------------------------------------------------------- kritisieren? ------------ Die "Netiquette fuer de.*" gibt für derlei Hinweise eine Empfehlung: | 11. Benutzen Sie E-Mail! | | Wenn Sie dem Autor eines Artikels etwas mitteilen wollen, überlegen | Sie bitte, ob dies eine Bereicherung der laufenden Diskussion ist | und auch andere interessieren könnte - oder ob nicht eine einfache | E-Mail besser geeignet wäre. [...] | Auch Hinweise auf Rechtschreibfehler, technische Probleme, | offensichtliche Irrtümer oder Netiquetteverstöße tätigt man besser | per E-Mail. Die Netiquette empfiehlt also, persönliche Hinweise zur Netiquette (also auch bezüglich der Verwendung eines Realnamens) per E-Mail zu tätigen. Zu einer ähnlichen Schlußfolgerung bezüglich solcher Hinweise kommt http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/usenet/Ermahnung.html. Sollte sich der Hinweis an einen größeren Empfängerkreis wenden, wäre ein öffentlicher Hinweis nur dann legitim, wenn er a) möglichst freundlich formuliert und b) mit einer Verlagerung des Threads in die thematisch passende Newsgroup, nämlich de.soc.usenet, erfolgt. Ein bloßer Hinweis, der die Verwendung des Realnamens nahelegt, welcher zudem off topic gepostet wird, ist durchaus als unhöflich anzusehen. Man sollte allerdings Beiläufigkeiten auch als solche zu erkennen wissen. Um Mißverständnisse zu vermeiden, ist nämlich zu beachten, daß solcherlei Hinweise nur selten Forderung oder Angriff sind, sondern meistens nur genau das: Hinweise. Andererseits ist die Beleidigung eines Pseudonyms genauso rechtswidrig wie jede andere Beleidigung auch. Ferner ist zu beachten, daß Höflichkeit zum einen optional und zum anderen völlig subjektiv ist. Dies bedeutet, daß man a) Höflichkeit nicht einfordern kann und b) sich bewußt sein sollte, daß jeder Nutzer höfliches Verhalten unterschiedlich auffaßt. So ist auch die Netiquette kein verbindliches Regelwerk, sondern eine Sammlung von Empfehlungen, bei der mancher Netizen einzelnen Punkten unterschiedliche Wichtigkeit beimißt (vgl. http://www.wortrei.ch/usenet/netzkultur/thesen.php). (zum Inhalt) j) Soll ich den Namen eines pseudonymen Posters öffentlich bekannt geben? ---------------------------------------------------------------------- Besser nicht. Zwar gibt es u.U. mehrere Möglichkeiten, den Namen eines Pseudonymverwenders herauszufinden (z.B. über den X-Sender-Header bei Postings über T-Online oder über den WHOIS-Eintrag bei Verwendern einer eigenen Domain), aber es gilt hier das gleiche wie für allgemeine Bitten nach der Verwendung des wirklichen Namens: Dies sollte, wenn überhaupt, besser per E-Mail geschehen. Wird dieser Name - ggf. inklusive der zugehörigen Adresse - öffentlich gemacht, wird es vermutlich verärgerte Proteste nicht nur vom auf diese Weise enttarnten Pseudonymverwender geben. Solche Postings werden oft als massiv unhöflich empfunden, weil a) der Wunsch des Posters nach Pseudonymität nicht geachtet wurde und b) Name und Adresse des Posters kaum Thema der jeweiligen Newsgroup sind. Außerdem empfiehlen die "Netiquette guidelines" aus RFC 1855 (vgl. http://www.ietf.org/rfc/rfc1855.txt) folgendes: | If a user is using a nickname alias or pseudonym, respect that user's | desire for anonymity. Even if you and that person are close friends, | it is more courteous to use his nickname. Do not use that person's | real name online without permission. Wichtig ist hier vor allem der letzte Satz: Benutzen Sie niemals den wahren Namen dieser Person ohne deren Zustimmung. Zwar ist dieser Text für Diskussionen in de.* nur nachrangig von Belang, sollte aber dennoch beachtenswert sein. Nun könnte man sich zwar auf den Standpunkt stellen, daß der Wunsch nach Pseudonymität nichts wert sei, da man keinen Grund sieht, sich vor der Öffentlichkeit zu verstecken. Man sollte aber dennoch beachten, daß es ja keine Pflicht zur Verwendung des Realnamens gibt. Enttarnungen dieser Art scheinen neben der Demonstration, daß ein Pseudonym allein keineswegs die erhoffte Anonymität gewährleisten kann, vornehmlich der vermeintlichen Profilierung dessen zu dienen, der die Ergebnisse seiner Recherche bekannt geben will. Zwar ist es keineswegs verboten, Daten aus öffentlich zugänglichen Quellen zu zitieren, so daß man seine Erkenntnisse zwar prinzipiell öffentlich machen könnte, doch wegen des zu erwartenden Gegenwinds ist dennoch davon abzuraten (vgl. Abschnitt h)). (zum Inhalt) k) Wie sollte ich auf öffentliche Hinweise reagieren? -------------------------------------------------- Lasse Dich möglichst auf keinerlei Diskussionen zu diesem Punkt ein, da diese oft in sich im Kreis drehenden Endlosdebatten enden, die für keine Seite befriedigend enden werden. Du könntest als Pseudonymverwender den Hinweisenden freundlich und *per* *Mail* mitteilen, daß Du Dich bewußt gegen einen Realnamen entschieden hast und darüber auch nicht diskutieren wirst. Weise sie auf diesen Text hin und bitte sie, Dich in ihren Filter aufzunehmen, wenn sie daran Anstoß nehmen sollten. Hierfür entwirfst Du am besten gleich eine Standardantwort, da Dir solche Hinweise vermutlich häufig unterkommen werden. Es könnte zum Beispiel vorkommen, daß in einer ansonsten themenbezogenen Antwort eine beiläufige Bemerkung zu diesem Thema gemacht wird. Hier ist es völlig kontraproduktiv, die themenbezogene Antwort zu ignorieren und sich öffentlich über den (nebensächlichen!) Hinweis zu beschweren. Da diese Beschwerde am eigentlichen Thema der Gruppe vorbei geht, würdest Du Dir damit nur weiteren Unmut zuziehen. Du solltest außerdem beachten, daß man Kritik an den in einer Gruppe gezeigten Umgangsformen von jemandem, der sich (noch) nicht als konstruktiver Teilnehmer dieser Newsgroup gezeigt hat, nicht unbedingt ernstnehmen wird - schon gar nicht, wenn diese Kritik dort geäußert wird, wo sie nichts verloren hat. Solltest Du auf solche Hinweise dennoch öffentlich eingehen wollen, wäre es mehr als angemessen, die Debatte nach de.soc.usenet zu verlagern, wo die Frage nach dem Für und Wider dieser Netiquette-Empfehlung on topic ist. Selbiges gilt natürlich auch, wenn Du, ohne selber betroffen zu sein, über solche Hinweise diskutieren möchtest. Was Du auf keinen Fall tun solltest, ist, auf die bloße Erwähnung des Themas einen Off-Topic-Thread zu starten, um dieses Problem hier und jetzt zu lösen oder um gar einen vorgefertigten Textbaustein mit Deiner Meinung zu diesem Thema zu posten. Das nämlich würden viele Nutzer als noch deutlich unhöflicher empfinden als die Verwendung eines Pseudonyms. (zum Inhalt) l) Was kann ich tun, um derlei Hinweise zu vermeiden? -------------------------------------------------- Wenig. Einen wirksamen Schutz gegen unerwünschte Hinweise gibt es nicht. Die effektivste Möglichkeit wäre, die Hinweisenden konsequent zu filtern. Ganz abstellen wirst Du diese Hinweise jedenfalls nicht, solange Du ein Pseudonym benutzt. (zum Inhalt) m) Kann ich auch einen echt aussehenden, aber in Wirklichkeit falschen ------------------------------------------------------------------- Namen angeben? -------------- Ja, das kannst Du. Du würdest dann unter einem Pseudonym bzw. unter einem sog. Fakenamen posten, was aber nicht oder nur schwer erkennbar wäre. Du müßtest dann die unmittelbaren Nachteile nicht in Kauf nehmen, die jemand vermutlich erleben wird, der unter einem deutlich als solches erkennbaren Pseudonym postet (vgl. Abschnitt e)). Trotzdem ist dieses Verhalten alles andere als empfehlenswert. Wenn es nämlich herauskommt, daß Du einen lediglich echt aussehenden Namen angegeben hast, fühlen sich die anderen Netizens zu recht verschaukelt. Du stündest dann als unehrlicher Mensch da, der die anderen im Glauben ließ, er habe seinen Realnamen angegeben, sie aber in Wirklichkeit anlog. Viele Netizens fassen dies als einen groben Mißbrauch ihres Vertrauens auf. Vielleicht wird es nie jemand herausfinden, wenn Du einen nur echt aussehenden Fakenamen angibst. Bedenke aber, daß Du Dein "Geheimnis" besonders wahren und deshalb auf persönliche Kontakte mit anderen Usern weitgehend verzichten mußt. Im Gegensatz zu einem deutlich als solches erkennbaren Pseudonym kannst Du einen solchen falschen Namen nämlich beim persönlichen Kontakt nur schwerlich ablegen, ohne denjenigen, die darauf vertraut haben, daß Du ihnen bislang Deinen wirklichen Namen genannt hast, vor den Kopf zu stoßen. (zum Inhalt) n) Wie kann ich meinen Nicknamen verwenden, aber trotzdem meinen ------------------------------------------------------------- Realnamen angeben? ------------------ Falls Du keine prinzipiellen Einwände gegen die Verwendung Deines Realnamens hast, aber trotzdem einen Nickname verwenden willst - etwa, weil Du in anderen Teilen des Internet unter diesem Nick bekannt bist und möchtest, daß Dich Deine Netzbekanntschaften auch im Usenet erkennen -, kannst Du das Format "Vorname 'Nickname' Nachname" verwenden, das von fast allen Teilnehmern des Netzes anerkannt wird. Ebenfalls häufig gesehen ist die Form, daß der Realname im Absenderfeld steht, in der Unterschrift aber ein Kürzel oder der Nickname genannt wird. Auch gegen diese Form wird kaum jemand etwas haben. (zum Inhalt) o) Wo sind weitere Informationen und Erörterungen zu dem Thema zu finden? ---------------------------------------------------------------------- Als weiterer Lesestoff seien folgende Anlaufstellen genannt: - http://www.wschmidhuber.de/realname/ - http://www.realname-diskussion.info/ - http://lahls.de/usenet-a-b-c/warum_realname_im_usenet.html - http://web.archive.org/web/20031203110911/http://www.guckes.net/faq/using.realname.html - http://smg.media.mit.edu/people/Judith/Identity/IdentityDeception.html - http://www.uwasa.fi/~ts/http/anonpost.html - http://groups.google.de/group/de.soc.netzkultur.umgangsformen/msg/b105e809f8cc53cd - http://groups.google.de/group/de.admin.news.announce/msg/5bde314b49be8a67 - http://groups.google.de/group/de.soc.netzkultur.umgangsformen/msg/ba13538bba9de046 - http://www.rumil.de/faq/leitfaden.html#name - http://home.wtal.de/kender/ways.html#pseudo - http://pamer.net/usenet/jargon.html#realname - http://www.springstubbe.net/usenet/hoeflich.htm#realname - http://www.mysunrise.ch/users/kbleuer/darf/usenet.html#realname - http://www.forcix.cx/texts/realnames.html - http://www.kassandras-world.de/artikel/pseudonymitaet - http://www.informatik.uni-oldenburg.de/~iug07/mustermann/ - https://www.datenschutzzentrum.de/faq/anonym.htm - https://www.bsi.bund.de/cln_156/ContentBSI/Publikationen/Studien/anonym/dasEndederAnonymitaet.html - http://www.ilexikon.net/r/realname.htm - http://www.ermel.org/usenet/dsnu/ - http://www.chscene.ch/ccc/chalisti/chalisti_16/002_PFA7.html - http://www.fitug.de/debate/9707/msg00115.html - http://www.wortrei.ch/usenet/netzkultur/thesen.php - http://www.wortrei.ch/usenet/netzkultur/mitmach-faq.php (Abschnitt 7) - http://www.wortrei.ch/usenet/netzkultur/haendeschuetteln.php - http://www.wortrei.ch/usenet/misc/spurenimnetz.php - http://www.bsi.de/literat/anonym/wasist.htm - http://www.datenschutzzentrum.de/faq/anonym.htm - http://www-swiss.ai.mit.edu/6095/student-papers/fall95-papers/rigby-anonymity.html - http://de.wikipedia.org/wiki/Anonymität_im_Internet - http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/netiquette - http://www.kirchwitz.de/~amk/dni/warum-regeln - http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/usenet/Ermahnung.html - http://www.iks-jena.de/mitarb/lutz/anon/remail.html (zum Inhalt) Danksagung ---------- Ich danke folgenden Netizens für Anregungen, Hinweise, Korrekturen und Vorschläge: Tobias Zimpel, Adrian Suter, Kurt Fischer, Wolfgang Schmidhuber, Lars P. Wolschner, Jörg Schleicher, Werner Arts, Joe N., Anita Sprungk, Andreas Borutta, Bernd Gramlich, Swen Sauerwald, Rüdiger Lahl sowie einige Poster, die nicht namentlich erwähnt werden wollten. (zum Inhalt) (zur Sockenseite)